On Timo Kubes work

2004, by Helga Meister
Originally published in the catalogue of the exhibition Im Cubus mit at the Cubus Kunsthalle Duisburg

Banquet Hall I

Den Umgang mit Realität und Kunst, Gebautem und Fotografiertem, Fläche und Raum, Schein und Wirklichkeit systematisiert der 28-jährige Timo Kube aus Harsewinkel, der jetzt in London lebt, in seinem Werk. Er malt für Duisburg Paneelen und Türen auf Leinwand, aber er gaukelt uns vor, er arbeite auf Holz, und zwar so, als seien es Türen und Wände. Er ist akkurat und hält auch die Zwischenräume, die Wände zwischen den Türen im Bild fest. Und da man die Realität stets an einigen wenigen Details festzumachen pflegt, sorgt er auch für Schaniere und Türgriffe.
Ein täuschend echtes Bild ist entstanden. Dann aber ist er damit auf Wanderschaft gegangen. Wie ein Handlungsreisender hat er es andernorts aufgebaut, in einem Bankettsaal, wie man ihn sich in der Villa Hügel vorstellen könnte. Oder in einem Entree mit Empore, wo das Licht durch Fenster und Türen dringt und den offenen Raum erhellt.

Im neuen Milieu hat er es mit einer analogen Mittelformatkamera aufgenommen, die Blende offen gehalten und das Negativ weiter gezogen, um es anschließend mit dem Computer einzuscannen. Was letztlich entstanden ist, ist Malerei und Fotografie zugleich, sind die verschiedenen malerischen Schichten in einem Bild, ist das differierende Licht als realer Sonnenschein im Innenraum und als Schlaglicht und Lichtreflex auf dem gemalten Bild. Die Vorder- und die Hintergründe werden dabei verschränkt. Vor allem aber geschieht folgendes: Türblätter, gemalte Wände, tatsächliche Wände, gegenständliche Details, reale Objekte und Lichter sowie fiktive, bloß gemalte, dem Schein entsprechende Dinge kommen auf einer planen Fläche zusammen.

my doors

Mal sehen, wohin er mit seinem Bild noch wandert. Er hat es vor einem Gründerzeit-Milieu postiert und dann die Aufnahme “geschossen”. Er ist in die Londoner U-Bahn-Station gelaufen, um es auf der Waterloo-Station aufzubauen, weil dort so viel stählerner Glanz ist. Sie können seine Vorgehensweise auch im Video verfolgen. Dort hat er den Flur für die Malerei gefilmt, Stills gewonnen, stehende Filmbilder also, auf DIN A4-Formate ausgedruckt und dann Licht und Schatten durch das Fenster fallen lassen, und dies wiederum mit einer Kamera gefilmt, die auf dem Stativ fixiert war. Die Verzerrungen, die Übergänge von Realem ins bloße Abbild, die fiktiven Stellen des Gemäldes und der bloße, glanzvolle Ausdruck auf dem reflektierenden Papier, die Bewegung, all dies interessiert diesen Künstler, der letztlich Wahrheit und Schein, Illusion und Realität des Bildes wie ein Analytiker untersucht und Sie bittet, doch gefälligst dasselbe zu tun.

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